Leitmerkmalmethode zur Beurteilung und Gestaltung von Belastungen beim manuellen Heben, Halten und Tragen von Lasten ≥ 3 kg
(LMM-HHT, Version 2019)


Arbeitsplatz: Teil-Tätigkeit:
Zeitdauer des Arbeitstages: Beurteiler:
Zeitdauer der Teil-Tätigkeit: Datum:

1. Schritt: Bestimmung der Zeitwichtung

Häufigkeit [bis … Mal pro Teil-
Tätigkeit und Arbeitstag]:
5 20 50 100 150 220 300 500 750 1000 15002000 2500
Zeitwichtung:

2. Schritt: Bestimmung der Wichtungen der weiteren Merkmale

Wirksames Lastgewicht 1) Lastwichtung Männer Lastwichtung Frauen
4 6
6 9
8 12
11 25
15 75
25 85
35 100
75 100
100 100
1) Mit dem „wirksamen Lastgewicht“ ist die Belastung gemeint, die der/die Beschäftigte tatsächlich aufbringen muss. Beim Kippen eines Kartons wirken nur etwa 50 % des Lastgewichts, beim Tragen einer Last zu zweit wirken pro Person etwa 60 % des Lastgewichts (durch erhöhte Anforderungen an Lastkontrolle und Koordination darf nicht nur von 50 % ausgegangen werden).


Lastaufnahmebedingungen Wichtung
Lastaufnahme ist beidhändig und symmetrisch
Lastaufnahme ist zeitweilig einhändig und/oder unsymmetrisch, ungleiche Lastverteilung zwischen den Händen
Lastaufnahme ist überwiegend einhändig oder instabiler Lastschwerpunkt

 
Körperhaltung 2)
Die Bewegung kann in beide Richtungen erfolgen, d.h. die dargestellten Piktogramme können sowohl Start als auch Ziel der Lastenhandhabung darstellen. Befinden sich mehrere Piktogramme in einem Feld, sind diese als gleichwertig anzusehen. Zusätzlich sind Rumpfverdrehung / -seitneigung, Lastposition / körperfernes Greifen, Arbeit mit angehobenen Händen und Greifen über Schulterhöhe zu betrachten (Zusatzpunkte).
Start / Ziel Ziel / Start Wichtung Start / Ziel Ziel / Start Wichtung   Zusatzpunkte (max. 6 Punkte)
Nur relevant, wenn zutreffend
 
 
    Gelegentliche Rumpfverdrehung
bzw. -seitneigung erkennbar
Häufige / ständige Rumpfverdrehung
bzw. -seitneigung erkennbar
 
 
 
 
      Lastschwerpunkt bzw. Hände
gelegentlich körperfern
Lastschwerpunkt bzw. Hände
häufig / ständig körperfern
 
 
 
 
      Arme gelegentlich angehoben,
Hände zwischen Ellenbogen- und
Schulterhöhe
Arme häufig / ständig angehoben,
Hände zwischen Ellenbogen- und
Schulterhöhe
          Hände gelegentlich über
Schulterhöhe
Hände häufig / ständig über
Schulterhöhe
             Wichtung KH
-
+ Zusatzpunkte
-
= Summe
-
2) Es sind insbesondere die typischen Körperhaltungen zum Zeitpunkt der Lastaufnahme und -ablage zu berücksichtigen. Seltene Abweichungen können vernachlässigt werden. Wird die Hebe- / Haltearbeit im Sitzen ausgeführt, z.B. beim Umsetzen, sind die Piktogramme sinngemäß anzuwenden. Höhere Lastgewichte bei der Lastenhandhabung im Sitzen sollten vermieden werden.
3) Achtung: Sofern diese Kategorie gewählt wurde, wird empfohlen, diese Teil-Tätigkeit auch mit der LMM-KH (Körperhaltung) zu bewerten!


 
Ungünstige Ausführungsbedingungen (nur angeben, wenn zutreffend)
In den Tabellen nicht genannte Merkmale sind sinngemäß zu berücksichtigen. Seltene Abweichungen sind vernachlässigbar.
Zwischen-
wichtung
ZW
Σ ZW
Hand-/Armstellung-bewegung:
           
Gelegentlich am Ende der Beweglichkeitsbereiche -
Häufig / ständig am Ende der Beweglichkeitsbereiche
Kraftübertragung/-einleitung eingeschränkt:
Lasten schlecht greifbar / erhöhte Haltekräfte erforderlich / keine gestalteten Griffe / Arbeitshandschuhe
Kraftübertragung/-einleitung erheblich behindert:
Lasten kaum greifbar / schmierig, weich, scharfkantig / keine oder ungeeignete Griffe / Arbeitshandschuhe
Umgebungsbedingungen eingeschränkt:
Ungünstige Witterungsbedingungen und/oder Belastungen durch Hitze, Zugluft, Kälte, Nässe
Räumliche Bedingungen eingeschränkt: Zu kleine Arbeitsfläche unter 1,5 m², Boden ist mäßig verschmutzt, etwas uneben, leichte Neigung bis 5°, leicht eingeschränkte Standsicherheit, Last ist genau zu positionieren
Räumliche Bedingungen ungünstig:
Stark eingeschränkte Bewegungsfreiheit oder Bewegungsraum hat zu geringe Höhe, Arbeiten auf engem Raum, Boden ist stark verschmutzt, uneben oder grob gepflastert, Stufen / Schlaglöcher, stärkere Neigung 5-10°, eingeschränkte Standsicherheit, Last ist sehr genau zu positionieren
Kleidung: Zusätzliche Belastung durch beeinträchtigende Kleidung oder Ausrüstung (z.B. Tragen schwerer Regenjacken, Ganzkörperschutzanzügen, Atemschutzgeräten, Werkzeuggürteln o.ä.)
Erschwernis durch Halten / Tragen:
Die Last ist zwischen > 5 und 10 Sekunden zu halten oder über eine Strecke zwischen > 2 m und 5 m zu tragen.
Deutliche Erschwernis durch Halten / Tragen:
Die Last > 10 Sekunden zu halten oder über eine Strecke > 5 m zu tragen.
Keine: Es liegen keine ungünstigen Ausführungsbedingen vor.
4) Achtung: Sofern beim Tragen von Lasten ungünstige räumliche Bedingungen vorliegen oder die Last über Strecken > 10 m zu tragen ist, ist diese Teil-Tätigkeit mit der LMM-KB zu bewerten!


Arbeitsorganisation / Zeitliche Verteilung Wichtung
Gut: Häufig Belastungswechsel durch andere Tätigkeiten (mit anderen Belastungsarten) / ohne enge Abfolge von höheren Belastungen innerhalb einer Belastungsart an einem Arbeitstag.
Eingeschränkt: Selten Belastungswechsel durch andere Tätigkeiten (mit anderen Belastungsarten) / gelegentlich enge Abfolge von höheren Belastungen innerhalb einer Belastungsart an einem Arbeitstag.
Ungünstig: Kein/kaum Belastungswechsel durch andere Tätigkeiten (mit anderen Belastungsarten) / häufig enge Abfolge von höheren Belastungen innerhalb einer Belastungsart an einem Arbeitstag mit zeitweise hohen Belastungsspitzen.
 

3. Schritt: Bewertung und Beurteilung

  M W
Wirksames Lastgewicht   - -
Lastaufnahmebedingungen  +   -
Summe Körperhaltung  +   -
Ungünstige Ausführungsbedingungen (Σ ZW)  +  -
Arbeitsorganisation / Zeitliche Verteilung  +  -
Summe Merkmals-Wichtungen:  =   - -
Zeitwichtung  x   -
Ergebnisse:  =   - -


Anhand des errechneten Punktwertes und der folgenden Tabelle kann eine grobe Beurteilung vorgenommen werden:
Risiko Risiko-
bereich
Belastungs-
höhe*)
a) Wahrscheinlichkeit körperlicher Überbeanspruchung
b) Mögliche gesundheitliche Folgen Maßnahmen
Maßnahmen
 1  < 20
Punkte
gering a) Körperliche Überbeanspruchung ist unwahrscheinlich
b) Gesundheitsgefährdung nicht zu erwarten
Keine
 2  20 - < 50
Punkte
mäßig
erhöht
a) Körperliche Überbeanspruchung ist bei vermindert belastbaren Personen möglich.
b) Ermüdung, geringgradige Anpassungsbeschwerden, die in der Freizeit kompensiert werden können
Für vermindert belastbare Personen sind Maßnahmen zur Gestaltung und sonstige Präventionsmaßnahmen sinnvoll.
 3  50 - < 100
Punkte
wesentlich
erhöht
a) Körperliche Überbeanspruchung ist auch für normal belastbare Personen möglich
b) Beschwerden (Schmerzen) ggf. mit Funktionsstörungen, meistens reversibel, ohne morphologische Manifestation
Maßnahmen zur Gestaltung und sonstige Präventionsmaßnahmen sind zu prüfen.
 4  ≥ 100
Punkte
hoch a) Körperliche Überbeanspruchung ist wahrscheinlich.
b) Stärker ausgeprägte Beschwerden und / oder Funktionsstörungen, Strukturschäden mit Krankheitswert
Maßnahmen zur Gestaltung sind erforderlich. Sonstige Präventionsmaßnahmen sind zu prüfen.
*) Die Grenzen zwischen den Risikobereichen sind aufgrund der individuellen Arbeitstechniken und Leistungsvoraussetzungen fließend. Damit darf die Einstufung nur als Orientierungshilfe verstanden werden. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass mit steigenden Punktwerten die Wahrscheinlichkeit einer körperlichen Überbeanspruchung zunimmt.


Entwurf zur Praxiserprobung – Version 12.5 – Stand 04.2019 – © BAuA/ASER/ArbMedErgo/ebus


Die Erarbeitung des interaktiven Online-Instruments wurde vom Institut ASER e.V. vorgenommen und ist mit sehr großer Sorgfalt durchgeführt worden. Es soll helfen KMU-Führungskräfte, -Beschäftigtenvertreter*innen und -Beschäftigte hinsichtlich des Themas der menschengerechten Arbeitsgestaltung bei Tätigkeiten mit physischen Arbeitsbelastungen mit einfachen Mitteln zu sensibilisieren. Alle sonstigen Verwendungen sind untersagt. Aufgrund des entgeltfreien zur Verfügung stellens dieses Instruments wird eine Gewährleistung des Instruments auf Mängelfreiheit ausgeschlossen.

Anregungen, Hinweise und Verbesserungsvorschläge zu diesem interaktiven Online-Instrument nehmen wir entgegen; richten Sie diese bitte an Dipl.-Ing. Karl-Heinz Lang (info@institut-aser.de, Institut ASER e.V., Wuppertal).